Gicht

Hyperurikämie und Gicht


Beschwerden durch erhöhte Harnsäurewerte

Allgemeine Informationen

Unter Hyperurikämie versteht man eine Erhöhung der Harnsäurewerte im Blut, die zu schmerzhaften Gelenkentzündungen (Gichtanfall) führen können. Harnsäure entsteht beim Abbau von Purinen. Diese sind Bestandteile der Erbsubstanz (DNA) und kommen sowohl in körpereigenen als auch in Zellen von Nahrungsmitteln vor. Werden im Rahmen normaler täglicher Umbauprozesse körpereigene Zellen abgebaut oder nehmen wir Purine mit der Nahrung zu uns,  werden diese in Leber und Dünndarm zu Harnsäure abgebaut. Die Harnsäure wird dann zum Großteil über den Urin und zu einem kleinen Teil auch über den Kot ausgeschieden. In normalen Konzentrationen wirkt Harnsäure im Blut antioxidativ und schützt die Blutgefäße vor Schäden durch oxidative Prozesse.

Ursachen:

Vermehrter Abbau körpereigener Zellen:

Im Normalfall fallen etwa 50% der Purine durch den körpereigenen Zellabbau an.  Einige Erkrankungen wie z.B. Blutarmut oder Leukämie sowie bestimmte Medikamente (Chemotherapie) und zu schnelle Gewichtsabnahme können jedoch dazu führen, dass vermehrt körpereigne Zellen abgebaut und somit Purine freigesetzt werden. Menschen mit erhöhten Harnsäurewerten sollten deshalb immer langsam abnehmen und strenge Fastenkuren vermeiden. Auch chronische unterschwellige Entzündungen (Silent Inflammation) führen zu einem vermehrten Zellabbau. Sie können unter anderem durch chronische Infektionen mit Bakterien, Viren und Pilzen (z.B. im Rahmen von Zahnherden), Schwermetallbelastungen, oxidativen Stress, Nitrostress sowie Störungen der Darmflora und/oder der Darmbarriere (Leaky-Gut-Syndrom) ausgelöst werden.  Eine Gewebe-Übersäuerung durch zu viele saure (Getreide, Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte) und zu wenig basische (Obst, Gemüse, Pilze) Lebensmittel kann nicht nur chronische Entzündungen sondern auch die Entstehung akuter Gichtanfälle begünstigen. Das gilt auch für ein Ungleichgewicht zwischen entzündungshemmenden Omega 3 Fettsäuren (Leinsamen, Chia, Leinöl, Rapsöl, Walnussöl, Fisch, Algenöl) und entzündungsfördernden Omega 6 Fettsäuren (vor allem Arachidonsäure aus Fleisch und Schmalz), gesättigten Fetten (tierische Produkte) sowie Transfetten (Fertiggebäck, frittiertes).

Vermehrte Aufnahme purinhaltiger Nahrungsmittel

Die anderen ca. 50% der Purine werden mit der Nahrung aufgenommen. Purine sind mit Ausnahme von Milchprodukten und Eiern  in fast allen Nahrungsmitteln enthalten. Für erhöhte Harnsäurewerte und insbesondere die Entstehung von Gichtanfällen scheint aber vor allem der zu hohe Konsum tierischer Purinquellen (Fleisch, Haut, Innereien, Wurst, Fisch und Meeresfrüchte) verantwortlich zu sein. Auch beim Abbau von Fruchtzucker (Fruktose) entstehen Purine. Eine überhöhte Fruchtzuckerzufuhr, die vorallem durch isolierten Fruchtzucker (wird als Süßungsmittel in vielen verarbeiteten Lebensmittel eingesetzt) oder Haushaltszucker (besteht zu 50% aus Fruktose), kann somit ebenfalls zu einer Erhöhung der Harnsäurewerte führen.

Beschleunigter Abbau von Purinen:

Die Zuckeraustauschstoff Xylit kann den Abbau von Purinen zu Harnsäure beschleunigen und so die Harnsäurewerte im Blut erhöhen.

Gestörte Ausscheidung von Harnsäure:

Bei Diabetes, Leber- und v.a. Nierenerkrankungen, Nierenüberlastung (z.B. durch Schwermetalle, v.a. Blei) und/oder genetisch bedingter Harnsäure - Ausscheidungsstörungen kann es zu einer verminderten Harnsäureausscheidung und somit zu einem höheren Harnsäurespiegel im Blut kommen. Die Ausscheidung von Harnsäure kann aber auch durch einige Medikamente (niedrig dosiertes ASS, Diuretika, Immunsuppressiva) sowie Alkohol und sehr fetthaltige Speisen erheblich behindert werden. Ein stark saures Milieu im Urin verringert die Löslichkeit und somit auch die Ausscheidung von Harnsäure.

Weitere Risikofaktoren:

Als weitere Risikofaktoren gelten das männliche Geschlecht und Alter (30-50 Jahre), Frauen erst nach der Menopause sowie eine genetische Veranlagung.

Folgen:

Bei zu hohen Harnsäurekonzentrationen (>6mg/dl bei Frauen und >7,2 mg/dl bei Männern) kann diese  nicht mehr ausreichend im Blut gelöst werden und es kommt zur Bildung von Harnsäure-Kristallen. Diese lagern sich dann in Gelenken oder den Nieren ab. Sind die Gelenke betroffen werden die Kristalle vom Immunsystem bekämpft, sodass es ab einem Harnsäurespiegel von ca. 8mg/dl zu schmerzhaften Entzündungsprozessen (Gichtanfall) kommen kann. Bei einer Ablagerung in den Nieren entstehen Nierensteine (Harnsäuresteine). Zudem zeigen Studien, dass erhöhte Harnsäurewerte das Risiko für Bluthochdruck sowie für den Tod durch Herz-Kreislauferkrankungen deutlich erhöhen.  Die medikamentöse Senkung der Harnsäurewerte konnte das erhöhte Risiko jedoch nicht reduzieren.

Mein Angebot

Eine ganzheitliche Behandlung wird idealerweise bereits bei der Diagnose einer Hyperurikämie begonnen, um deren Ursachen sowie wie möglich  zu beseitigen und die Harnsäurewerte zu senken und so der Entwicklung von Gicht aktiv entgegen zu wirken. Im Falle bereits bestehender Gichtanfälle soll eine komplementäre Therapie zusätzlich dazu beitragen, Entzündungen zu hemmen sowie das Risiko für mögliche Begleit- und Folgeerkrankungen zu reduzieren. Ganzheitliche Therapieansätze bieten Betroffenen die Möglichkeit, aktiv an der eigenen Gesundheit zu arbeiten. Behandlungserfolge können und dürfen jedoch nicht garantiert werden.

Diagnostik:

Jede Behandlung in meiner Praxis beginnt mit einer ausführlichen, allgemeinen Anamnese von etwa 60-90 Minuten Dauer, die verschiedene Lebensbereich umfasst. Im Anschluss können dann noch einige allgemeine Untersuchungen wie die Messung von Blutzucker, Blutdruck und Puls durchgeführt werden. Zusammen mit Ihrer Medikamentenliste und eventuellen Vorbefunden wie Arztbriefen oder Blutbildern ergibt sich ein erstes Gesamtbild, was es mir ermöglicht eventuell notwendige weitere komplementärmedizinische Laboruntersuchungen einzuleiten,  um mögliche Ursachen wie Darmflorastörungen, Leaky-Gut-Syndrom, oxidativem Stress, chronische Entzündungen, Schwermetallbelastungen, Gewebe-Übersäuerung und/oder Nährstoffmängeln aufzudecken. Im Anschluss werden dann alle Befunde nach schulmedizinischen  und naturheilkundlichen Gesichtspunkten ausgewertet und zusammengetragen, sodass ein individuelles Therapiekonzept erstellt und in einem Folgetermin besprochen werden kann.

Therapie:

Die Auswahl der Therapiemethode richtet sich nach den Ergebnissen aus Anamnese und Untersuchungen sowie individuellen Wünschen. Eine Umstellung auf die Vollwertkost soll nicht nur die Versorgung mit allen notwendigen Nähr- und Vitalstoffen sicher stellen, sondern auch dazu beitragen die Harnsäurewerte zu senken, eine gesunde Darmflora zu fördern, Entzündungen zu hemmen, oxidativen Stress zu reduzieren sowie das Risiko für mögliche Begleiterkrankungen wie Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und Diabetes zu senken. Im Rahmen einer orthomolekularen Therapie sollen Nährstoffmängel mit Hilfe von Nahrungsergänzungen beseitigt und ein durch die Einnahme schulmedizinischer Medikamente eventuell erhöhter Nährstoffbedarf gedeckt werden. Einige Nährstoffe können darüber hinaus auch zur Therapie von Gicht eingesetzt werden. Eine mikrobiologische Therapie/Darmsanierung ist immer dann angezeigt, wenn die Erkrankung mit Entzündungen im Darm, Störungen der Darmflora und/oder eine Leaky-Gut Syndrom einher geht. Homöopathische Mittel werden eingesetzt um die Selbstheilungskraft insgesamt zu stärken. Sollte ich in ihrem individuellen Krankheitsfall Maßnahmen für sinnvoll erachten, die ich in meiner Praxis nicht anbiete (z.B. Zahnärztliche Behandlungen, Psychotherapie, Osteopathie, Entspannungs- oder Bewegungstherapien), empfehle ich Ihnen gerne entsprechend spezialisierte Kolleg*innen.

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