Sekundäre Mitochondriopathie:
Definition:Unter Mitochondriopathie versteht man eine Fehlfunktion der Mitochondrien, also der Kraftwerke der Zellen. Während man in der Schulmedizin mit
Mitochondriopathie
vor allem die seltene, schwere genetisch bedingte Schädigung der Mitochondrien meint (=primäre Mitochondriopathie) beschäftigt sich die Komplementärmedizin und dieser Artikel mit der sekundären Mitochondriopathie. Bei der sekundären Mitochondriopathie kommt es vor allem durch eine Vielzahl von Umwelteinflüssen zu einer allmählichen Schädigung der Mitochondrien und somit der Zellatmung. Sekundäre Mitochondriopathien stehen in enger Beziehung zu Oxidativem- und Nitrosativem Stress und münden gemeinsam oft in einer chronischen, unterschwelligen Entzündung (Silent Inflammation), die mit einer Vielzahl moderner Zivilisationserkrankungen in Zusammenhang gebracht wird.
Die Zellatmung:Mitochondrien finden sich in jeder Körperzelle (außer den roten Blutkörperchen). Sie sind ursprünglich aus einer Verschmelzung von Bakterien entstanden. Mitochondrien können nicht neu produziert werden, besitzen aber eine eigene DNA und können sich so durch Zellteilung eigenständig vermehren. Sie werden auch als die Kraftwerke der Zellen bezeichnet, da ihre Aufgabe in der Produktion von Energie (ATP) liegt. Als wichtigster Energielieferant dient dabei der Traubenzucker (Glukose). Dieser wird in den Zellen zu Pyruvat abgebaut (=Glykolyse). Bei Sauerstoffmangel (Physiologisch z.B. beim Sport), wird Pyruvat zur Energiegewinnung (ATP) zu Laktat abgebaut. Ist hingegen genügend Sauerstoff vorhanden, wird das Pyruvat mittels eines Enzyms in die Mitochondrien transportiert und zu Acetyl-CoA umgewandelt was dann wiederum in den Citratzyklus eingeschleust wird (=Zellatmung). Die Zelle gewinnt auf diesem Weg viel mehr ATP, als wenn das Pyruvat in Laktat umgesetzt wird. Neben Energie entstehen bei der Zellatmung unter anderem auch reaktionsfreundige Sauerstoffradikale, die bei einer ausreichenden Zufuhr von Antioxidantien jedoch schnell neutralisiert werden.
Ursachen:- Antibiotika
(Mitochondrien waren vermutlich einmal Bakterien)
- Schwermetalle,Lösungsmittel
und Pestizide
hemmen die Zellatmung
- Oxidativer Stress
(wenn die bei der Zellatmung entstehenden freien Radikale nicht entgiftet werden, schädigen sie die Mitochondrien)
- Chronische Entzündungen (Silent Inflammation)
- Nitrostress
(verbraucht Eisen was für Enzyme der Zellatmungskette notwendig ist)
- Durchblutungsstörungen z.B. bei Arteriosklerose
oder Diabetes
führt zu einem Sauerstoffmangel in den Zellen und somit zu Bildung von saurem Laktat.
Folgen:Durch die Schädigung der Mitochondrien kommt es zu einem Mangel an Energie. Logisch erscheint vor allem der Zusammenhang von einer gestörten Mitochondrienfunktion und
Konzentrationsstörungen,
chronischer Müdigkeit
und
Erschöpfung. Was könnte den Zustand völliger Energielosigkeit der Zellen besser beschreiben als der Begriff „
Burn-out-Syndrom“ welches wiederum in enger Verwandtschaft zu
Depressionen
steht. Auf körperlicher Ebene führt der Energiemangel zu einer Schädigung der betroffenen Zellen, die je nach Lokalisation unterschiedliche Folgen haben können:
- Polyneuropathie, Migräne, Alzheimer, ALS, Multipler Sklerose
oder Parkinson
als Folge von Schäden der sensiblen Nervenzellen
- Herzrhythmusstörungen
wenn der Herzmuskel betroffen ist
- Muskelschmerzen
und Fibromyalgie
bei Schäden der Muskelzellen
- Infekte, Allergien
und Autoimmunerkrankungen
bei Schädigung von Immunzellen
- Grauer Star, altersbedingte Makuladegeneration
und Tinnitus
wenn Sinneszellen betroffen sind
- Auch ein Zusammenhang zur Entstehung von Krebserkrankungen
wird vermutet.
- Oxidativer Stress
durch Abfall der Konzentration eines für den Radikalabbau notwendigen Enzyms
Diagnose:Hinweise auf eine gestörte Mitochondrienfunktion kann unter anderem die Untersuchung der
organischen Säuren im Urin
geben. Da eine Mitochondriopathie praktisch immer mit Nitrosativem Stress einher geht, sollten die entsprechenden Parameter (Methylmalonsäure, Citrullin und Nitrophenylessigsäure) immer mitbestimmt werden. Zusätzlich können Untersuchungen auf
oxidativen Stress,
Entzündungen,
Schwermetallbelastungen, den Status der
Q10 Versorgung,
Nährstoffmängel
oder
Störungen der Darmschleimhautbarriere
sinnvoll sein.
Therapie:
Hinweis: Aufgrund individueller Krankheitsdynamiken, möglicher Nebenwirkungen einzelner Präparate sowie eventueller Wechselwirkung zwischen komplementärmedizinischen und schulmedizinischen Medikamenten sollte eine Therapie immer nach einem individuellen Therapieplan und unter Begleitung erfahrener Therapeut*innen durchgeführt werden. Die im Folgenden genannten Maßnahmen dienen lediglich einer allgemeinen Information und stellen keine konkreten Therapieempfehlungen dar.
Eine
gesunde Ernährung,
Bewegung
und
Stressreduktion
bilden die Basis der Therapie. Zusätzlich können je nach Laborergebnissen individuell dosierte
Mikornährstoffpräparate
(Vitamine, Spurenelemente, Coenzym Q10, Gluthation, Cystein) eingesetzt werden. Die weitere Therapie erfolgt wenn möglich ursächlich und wird auf die individuellen Bedürfnisse der Klient*innen zugeschnitten.